: „Servietten – Textile Diener der Tafelkultur“

So lautet der Titel der volkskundlichen Ausstellung, die vom 13.09.09 bis zum 01.11.09 im Museum Abtei Liesborn zu sehen ist. Die Schau versammelt Servietten aus unterschiedlichen Epochen, an denen sich vielfältige Stick- und Webtechniken studieren lassen. Auch der Aspekt der Faltkunst – das sogenannte Serviettenbrechen – ist in der Ausstellung präsent.

 

Servietten gab es bereits im antiken Rom. Man kannte zwei Arten: das sudarium, der Vorläufer unseres Taschentuchs, mit dem man sich den Schweiß vom Gesicht abtupfte, und die mappa, die man bei Tisch benutzte. Die Gäste brachten sie selber mit, um nach dem Essen der Aufforderung der Gastgeber nachkommen zu können, die Reste der Mahlzeit darin mitzunehmen. 

Für das Frühmittelalter gibt es keinen Nachweis für den Gebrauch von Servietten. Sie werden Schrift- und Bildquellen zu Folge erst im 15. Jh. wiederentdeckt.

Zu Beginn des 16. Jh. kam in Norditalien – wahrscheinlich in Florenz - der Brauch auf, Tischtücher und Servietten kunstvoll zu falten bzw. zu brechen. Als Inspirationsquelle dienten die kunstvoll gefalteten Kleider der Renaissance.Die Vorliebe für das Serviettenbrechen hielt im 17. Jh. auch in den Höfen nördlich der Alpen Einzug.

Kunstvoll gefaltete Servietten sind heute meistens nur noch in der gehobenen Gastronomie zu finden. Wer zuhause auf Stoff-Servietten Wert legt, rollt diese in einem Serviettenring zusammen. 

Mit zunehmender Etablierung einer gewissen Tischkultur, wurde auch der Verwendungszweck der Serviette festgelegt. Ihr Gebrauch beschränkte sich schließlich auf das Abtupfen des Mundes. Bis zur Mitte des 19. Jh. bedeckte man mit der Serviette die Vorderseite des Körpers. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde die Serviette nicht mehr ausgebreitet, sondern einmal gefaltet auf den Schoß gelegt. Beim Entfalten befolgte man noch immer die Anstandsregeln des 18. Jh., die bestimmten, dass die hochrangigste Person die Serviette zuerst entfaltet. Heute ist es üblich, dass der Gastgeber mit dem Entfalten der Serviette das Zeichen zum Beginn des Essens gibt. Ist die Dame des Hauses anwesend, kommt ihr diese Aufgabe zu. Die Serviette wird einmal gefaltet auf den Schoß gelegt und ist zum Abwischen der Lippen kurz vor dem Trinken gedacht. Der Gastgeber bzw. die Dame des Hauses beendet auch das Essen offiziell. Dazu faltet er die Serviette entgegen ihrem Originalkniff und legt sie rechts (in den USA links) neben seinen Teller. Erst dann tun dies auch die übrigen Gäste. 

Aufkommen und Verbreitung der Papierserviette im 20. Jh. haben die Stoffserviette nahezu vollständig verdrängt. Damit ist ein schönes Stück Tafelkultur verschwunden.

 Zurück zur Übersicht