Am 16. August findet zum 25. Mal der Handwerkstag im Museum Abtei Liesborn statt. Jedes Jahr im Sommer veranstaltet das Museum dieses Event, zu dem wechselnde Aussteller aus ganz Deutschland eingeladen werden. An zahlreichen Marktständen vor und in dem Museumsgebäude werden alte Handwerkstechniken vorgeführt. Das bunte Markttreiben stellt zweifellos den Höhepunkt im Museumsjahr dar. Der Handwerkstag erfreute sich von Anfang an großer Beliebtheit. Auch im 25. Jahr rechnen die Veranstalter wieder mit Tausenden von Besuchern aus nah und fern, die den Handwerkern bei der Arbeit zusehen, ihren Erläuterungen lauschen und feilgebotene Produkte erwerben.
Was bewegt Menschen einer hochtechnisierten Gesellschaft dazu, sich für alte Handwerkstechniken zu interessieren? Ist es bloße Nostalgie oder besitzt bodenständiges Handwerk im Zeitalter der Globalisierung für viele identitätsstiftende Wirkung?
Das ursprüngliche Anliegen der Initiatoren des Handwerkstags war es, die Geräte und Zeugnisse handwerklichen Schaffens der volkskundlichen Abteilung des Museums anschaulich und lebendig werden zu lassen. Darüber hinaus sollten vor allem die vom Aussterben bedrohten Handwerke in den Blickpunkt rücken. Tatsächlich gibt es einige davon inzwischen nicht mehr, wie z.B. das Sensen Dängeln, das in den Anfangsjahren des Handwerkstags von dem Liesborner Ferdinand Holtmann gezeigt wurde, der außerdem Besen band, während sein Bruder Clemens Körbe flocht. Zu den Männern der ersten Stunde zählt auch der Messerschleifer Kaspar Mense aus Wadersloh, der in diesem Jahr aus Altersgründen zum ersten Mal nicht mehr dabei ist. Ein anderer Scherenschleifer tritt nun seine Nachfolge an, arbeitet jedoch nicht mehr am altgedienten Schleifstein, sondern mit modernem Werkzeug. Von Beginn an dabei waren auch die Schüsseldreher aus dem Siegerland, die ihren Stand in der Scheune haben. Und auch der Seiler ist schon seit vielen Jahren mit von der Partie. Die Stelle der ausgestorbenen Handwerke nahmen im Laufe der Jahre zum Teil Restauratoren unterschiedlicher Sparten ein.
Ein weiterer Beweggrund der Veranstalter war es, eine Alternative zu Pseudo-Mittelaltermärkten u.ä. zu schaffen und einen niveauvollen Markt mit Anspruch auf historische Authentizität ins Leben zu rufen. Diesen Qualitätsanspruch wissen die Besucher zu schätzen und nicht zuletzt darin liegt das Geheimnis des Erfolgs des Handwerkstags begründet. Wie groß das Interesse an altem Handwerk sein würde, hatte sich Ulla Meyn-Scheck, die diesen Tag von Anbeginn organisiert, nicht träumen lassen. In den ersten Jahren gab es im Wechsel kleine und große Handwerkstage. Inzwischen sind jedes Mal rund 50 Handwerksstände vertreten. In diesem Jahr sind es u.a. folgende Sparten:
Bandweberin, Glasbläser, Knopfmacher, Goldschmied, Seiler, Schüsseldreher, Bildhauerin, Hufschmied, Modelstecher, Zuckerbläserin, Buchbinderin, Hutmacherin, Böttcher, Seifenmacherin, Stuhlflechter, Bürstenmacher, Marzipankonditor, Honigkuchenmalerin.
Außerdem mit dabei: Kaninchenzuchtverein, Liesborner Landfrauen, Lippstädter Eisenbahnfreunde, Oldtimerclub Oelde und eine Radierwerkstatt.
Für die musikalische Unterhaltung sorgt eine Harfinistin.