: Sprüche im Schrank – Volkskundliche Ausstellung im Museum Abtei Liesborn

Am Sonntag, dem 15. Juni wird um 15 Uhr im Museum Abtei Liesborn die Ausstellung „Sprüche im Schrank“ eröffnet, die bis zum 3. August zu sehen sein wird.

Mit „Sprüchen im Schrank“ sind bestickte Spruchbänder gemeint, die als Zierde für Schrankbretter in Wäscheschränken dienten. Darüber hinaus appellierten die gestickten Sprüche auch an moralische Werte wie Ordnung, Fleiß und Sauberkeit. Die meisten für Wäscheschränke bestimmten Sprüche waren entsprechend der Anzahl der Einlegebretter als Vierzeiler angelegt.

Der Wäscheschrank stand in der Regel im Schlafzimmer. In ihm bewahrte die Hausfrau ihre Aussteuerwäsche auf, die auch nach der Heirat ihr persönlicher Besitz blieb. Die Tisch- und Bettwäsche, die darin lag, war feinsäuberlich gefaltet und gestapelt und stellte ein regelrechtes Prestigeobjekt dar. Entsprechend war der Aussteuerschrank ihr persönliches „Heiligtum“. Ähnlich wie ein Sekretär wurde dieses Möbelstück in Zeiten geringer Privatsphähre auch zur Aufbewahrung von persönlichen Kleinodien wie z.B. alter und neuer Liebesbriefe genutzt. Kein Wunder, dass junge Mädchen und Hausfrauen keine Mühe scheuten, ihren Besitzerstolz in selbst gestickten Sprüchen zum Ausdruck zu bringen:

Der Wäscheschatz sei gut bedacht
Wenn blendend weiß die Wäsche lacht.
Den Stolz der Hausfrau er verkündet
So du ein liebes Heim dir gründest.

Inzwischen steht alte Leinentisch- und Bettwäsche aus Omas Aussteuer bei vielen wieder hoch im Kurs. Dennoch ist der Brauch, Wäschevorräte für ein ganzes Leben anzulegen, längst Vergangenheit. Ein im Jahr 1958 in München erschienener Ratgeber „Selbst ist die Frau“, der Tipps rund um Haus und Garten enthält, stellt die Frage „Lohnt sich der Wäscheschrank?“ Die Antwort lautet: „Eine große Rolle spielt natürlich auch, dass in vielen Familien nicht mehr für die ›Aussteuer‹ der Tochter gesorgt wird. Man sieht es heute – mit Recht – als wichtiger an, ihr eine Berufsausbildung zu geben.“

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