Zwischen Reform und Medienwandel – Die Bibliothek des Klosters Liesborn im späten Mittelalter

Promotionsprojekt am Graduiertenkolleg 2212 „Dynamiken der Konventionalität (400–1550)"

Nachdem das Kloster Liesborn 1464 von Bursfelde reformiert wurde, kam es unter den Äbten Heinrich von Kleve (1465–1490) und Johann Schmalebecker (1490–1522) nicht nur zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung, sondern auch zu einem Neuaufbau der vernachlässigten Bibliothek. Deren Genese lässt sich anhand der überlieferten Klosterrechnungen aus dieser Zeit nachvollziehen, in denen sowohl die Ausgaben für Schreibmaterialen zum Gebrauch im klösterlichen Skriptorium als auch für den Ankauf von vor allem gedruckten Büchern detailliert verzeichnet wurden. Die Liesborner Mönche legten so im späten Mittelalter eine umfangreiche Büchersammlung an, die bisher jedoch nur in Ansätzen erfoscht worden ist. Während der Verbleib der im Zuge der Auflösung des Klosters im Jahr 1803 verstreuten Liesborner Handschriften weitgehend bekannt ist, fehlt es vor an einer Aufarbeitung der ehemaligen Inkunabelbestände.

Deren Erschließung widmet sich nun Nils Foege im Rahmen eines Promotionsvorhabens am Graduiertenkolleg 2212 „Dynamiken der Konventionalität (400–1550)" an der Universität zu Köln, das die Entstehung und Entwicklung spätmittelalterlicher Klosterbibliotheken vor dem Hintergrund des Medienwandels aus wissensgeschichtlicher Perspektive in den Blick nimmt. Grundlage für die Rekonstruktionsarbeit ist dabei neben den genannten Klosterrechnungen vor allem der 1795 angelegte Bibliothekskatalog, in dem die vor 1522 erworbenen Bücher gesondert verzeichnet wurden. Im Abgleich mit den gängigen Inkunabelkatalogen und Online-Datenbanken sind in einem zweiten Schritt die konkreten Exemplare zu identifizieren, die dann einer materialitäts- und überlieferungsgeschichtlichen Untersuchung unterzogen werden sollen. Ziel des Promotionsvorhabens ist letztlich eine Untersuchung der Transformation der Bibliothekspraktiken sowie Benutzungskontexte und Rezeptionshorizonte der Bestände der Bibliothek des Klosters Liesborn, zusammen mit einer weiteren Fallstudie zur Bibliothek der Kölner Kartause.


Nils Foege, M.A., studierte Geschichte in Bremen und Münster. Seit April 2023 ist er mit einem Promotionsvorhaben zu Klosterbibliotheken im spätmittelalterlichen Medienwandel Kollegiat im Graduiertenkolleg 2212 „Dynamiken der Konventionalität (400–1550)“ an der Universität zu Köln. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Wissensgeschichte des Mittelalters, die Überlieferungsgeschichte von Handschriften und frühen Drucken sowie die Kulturgeschichte religiöser Orden, insbesondere der Kartäuser.


Kontakt:

Nils Foege
nfoege@uni-koeln.de
https://grk2212.uni-koeln.de/personen/kollegiatinnen-1/nils-foege