: Museumsschatz aus 115 Zeichnungen

„Matthäi“ von 1831 ist das älteste datierte Gemälde des Stromberger Malers Theobald von Oer. Es zeigt ihn beim Malen seines Freundes Hermann Mätthei. Museumsleiter Dr. Bennie Priddy und Mitarbeiterin Dr. Jutta Desel freuen sich über die Neuerwerbung dieses Werks, das jetzt erstmals gezeigt wird. Bild: Gehre

Von DR. ULRICH GEHRE Kreis Warendorf / Liesborn (gl).

Haus Nottbeck, das florierende Kulturgut des Kreises Warendorf, ist für immer mit dem Namen des Adelsgeschlechtes von Oer verbunden. Dort wurde vor genau 200 Jahren der Maler und Zeichner Theobald Reinhold von Oer geboren, der als begabter Porträt- und Historienkünstler in der Biedermeierzeit Zeichen gesetzt hat.

Aus Anlass des Jubiläums öffnete das Museum Abtei Liesborn sein Archiv und präsentiert vom kommenden Sonntag an im abgedunkelten großen Ausstellungssaal in säuberlicher Aufreihung 115 Zeichnungen aus einem Zeitraum von 50 Jahren. Vom ersten datierten Blatt, das der damalige Dresdner Kunststudent Theobald von Oer 1830 vom sächsischen Knobelsdorf und von der Rochusburg anfertigte, schwingt sich der Bogen über die sowohl thematisch als auch chronologisch geordnete Sammlung bis zum spätesten Stück von 1878, das die Ruinen von Altzella darstellt. Mit berechtigtem Stolz konnte Museumsleiter Dr. Bennie Priddy vor der Presse für sein Haus in Anspruch nehmen, neben sieben Ölgemälden die bundesweit umfangreichste Sammlung von Oerscher Kunst zu besitzen. Dabei war seine systematische Sammelarbeit 2004 durch den geglückten Ankauf eines großen Konvolutes von Zeichnungen nachhaltig beflügelt worden. In der Ausstellung überwiegen Landschaftsund Städtemotive, die der Künstler in oft flüchtigen Umrisslinien und Konturen zur eigenen Erinnerung oder späteren Weiterverwendung festhielt. Und so wandelt denn der Betrachter mit diesem kundigen Reiseführer aus dem heimischen Umfeld mit Skizzen von Erwitte und Soest an den Rhein, von dort ins Sächsische, durchstreift Belgien, Holland, Frankreich und gerät nach Italien, wo Rom das Ziel aller Künstlersehnsüchte ist. Sonderabteilungen der mit kluger Systematik arrangierten Ausstellung vereinigen Baumskizzen, die ebenso wie etliche Pflanzenbilder von Oers Gabe der genauen Naturbetrachtung ebenso reflektieren wie die Porträtskizzen, unter denen ein psychologisch fein beobachtetes Familienbildnis mit Frau und Töchtern beeindruckt.

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