Der Meister von Liesborn

Das Museum Abtei Liesborn besitzt mehrere Tafelgemälde, die in der Werkstatt des sogenannten Meisters von Liesborn und ihrem Umkreis entstanden sind. Bis heute ist es nicht gelungen, den in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts tätigen Maler namentlich zu identifizieren, gleichwohl seine Werke als Inbegriff der westfälischen Tafelmalerei der Spätgotik gelten. Ebenso unsicher ist die Lokalisierung der Werkstatt, deren Sitz in Soest zu vermuten ist, da die Gemälde aus der Werkstatt des Meisters von Liesborn überwiegend für Kirchen in der Umgebung von Soest nachzuweisen sind oder für Orte geschaffen wurden, die in enger Beziehung zur Abtei Liesborn standen. Dazu zählen die Retabel für die Kirchen in Herzebrock, Liesborn, Lippborg, Lünen, Soest, Sünninghausen und Vellern.

Der Notname "Meister von Liesborn" leitet sich von seinem Hauptwerk ab, dem Hochaltaraufsatz, den er für die Klosterkirche in Liesborn um 1480 schuf. Der Hochaltar war 1465 zusammen mit vier Nebenaltären durch den Abt Heinrich von Kleve geweiht worden. Auch die Nebenaltäre waren mit Retabeln ausgestattet worden, von denen mehrere in der Werkstatt des Meisters von Liesborn ausgeführt worden sind. In Folge der Aufhebung der Benediktinerabtei im Jahr 1803 im Zuge der Säkularisation wurde der Altaraufsatz 1807 verkauft und zersägt. Fragmente dieses Retabels haben sich in der National Gallery in London (ganzseitige Farbtafel) und im Westfälischen Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschichte in Münster erhalten. Repliken von einzelnen dieser Fragmente können ebenso wie die "Ohnmacht Mariens" vom Liesborner Meister auch in unserer Ausstellung zum Liesborner Evangeliar betrachtet werden.