Die Porträtgalerie der Liesborner Äbte

Eindrückliches Zeugnis der Jahrhunderte währenden Liesborner Klostertradition sind 19 Porträts Liesborner Abte, die zugleich die jahrhundertealte Kontinuität der Herrschaft der Benediktinerabtei Liesborn demonstrieren sollten. Neben den Bildnissen der Äbte gab es ursprünglich eine zweite Gemäldefolge mit Bildnissen der 13 Äbtissinnen, die das Damenstift bis zu seiner Auflösung durch den Bischof von Münster im Jahr 1130 leiteten. Die Gemäldeserie umfasste ursprünglich einmal 32 Bildnisse. 13 Porträts gingen im Zuge der Aufhebung des Klosters im Jahr 1803 verloren. 19 Gemälde blieben erhalten und gelangten als Leihgabe der Freckenhorster Kirchgemeinde St. Bonifatius vor einiger Zeit wieder nach Liesborn zurück. In Auftrag gegeben wurde die Galerie vermutlich von Abt Gregor Waltmann (1698-1739). Wer die ausführenden Maler waren, ist nicht bekannt.

Bei den Bildnissen der Äbte, die vor dem 18. Jh. regierten und somit zum Zeitpunkt der Entstehung ihrer Porträts schon lange verstorben waren, handelt es sich wohl um Ideal- bzw. Fantasiebildnisse. Möglicherweise standen den Künstlern zum Teil Stichvorlagen mit Porträts der Dargestellten zur Verfügung. Eine tatsächliche Ähnlichkeit der Bildnisse mit der realen Person ist jedoch eher die Ausnahme.

Die halbfigürlichen Porträts folgen einem bestimmten Bildtypus, der sich von Herrscherbildnissen ableitet. In der einen Hand halten die Dargestellten die Abtskrümme (Hirtenstab). Die andere Hand hält ein Buch oder deutet auf das Brustkreuz (Pektorale). Die meisten Äbte tragen am rechten Ringfinger einen Ring. Im Hintergrund ist links oder rechts neben dem Dargestellten eine Mitra (Kopfbedeckung) abgebildet. Am oberen Bildrand erscheint das Wappen der Abtei, das erst nach 1651 durch Abt Georg Fuisting (1651-1668) eingeführt wurde.