: Kino im Kreuzgang

Am Freitag, 30. August 2013, findet im Innenhof der Abtei zu Liesborn das bereits zur Tradition gewordene „Kino im Kreuzgang“ statt. Sylvia Voss von der Wadersloh Marketing GmbH freut sich, dass sie auch in diesem Jahr den Heimatverein Liesborn, den Gewerbeverein Liesborn, das Museum Liesborn und die Freunde des Museums, die Rosenmontagsfreunde Liesborn, den Kulturring Liesborn sowie den Schützenverein Liesborn zur Mitwirkung gewinnen konnte. Auch in diesem Jahr tritt wieder die Volksbank Beckum-Lippstadt als Hauptsponsor auf. Die Durchführung der Veranstaltung erfolgt durch die Kulturdirektion Dr. Löher aus Oelde.
In diesem Jahr haben sich der Verantwortlichen für den Film „Life of Pi“ entscheiden, der in der Fachwelt „als einer der schönsten Filme des Jahres“ bezeichnet wird. Alle Beteiligten hoffen sehr, dass das Wetter mitspielt und das „Kino im Kreuzgang“ auch in diesem Jahr einen entsprechenden Zuspruch findet. Die Veranstaltung beginnt mit dem Einbruch der Dunkelheit gegen ca. 21.30 Uhr. Die Aktionsgruppe lädt bereits ab 20 Uhr ein. Karten gibt es im Vorverkauf für 7 Euro bei der Wadersloh Marketing GmbH (Tel. 02523/959155), im Museum Abtei Liesborn und den Volksbanken in der Gemeinde Wadersloh. Kurzentschlossene erhalten noch Karten – soweit noch vorhanden – an der Abendkasse.
 „Life of Pi“ wurde mit 4 Oscars ausgezeichnet und wurde von Ang Lee nach dem phantastischen Stoff des gleichnamigen Buch-Bestsellers gedreht und wirft die vordergründige Frage auf: „Wie lang können ein Mensch und ein Tiger im selben Boot überleben?“ Ein schwerer Sturm wird ein mächtiges Schiff zum Kentern bringen. Er wird die gesamte Besatzung mit in die Tiefe reißen. Er wird die hoffnungsvolle Familie Patel, die Indien verlässt, um in Kanada den Neuanfang zu wagen, zerstören und alle ihre Tiere, mit denen sie sich einen neuen Zoo aufbauen wollten, ertränken. Als dieser tödliche Sturm aufkommt, rennt Pi, der jüngste Sohn der Patels, an Deck. Ihm schlagen Wind und Wellen entgegen, doch er reißt begeistert die Arme in die Luft und fordert von Gott noch mehr Wind, noch mehr Wellen. Als die Sturmwellen sich immer höher auftürmen und ihn schließlich umreißen, jubelt er, als habe er ein Geschenk erhalten.
Dass sich nun Oscar-Preisträger Ang Lee der Verfilmung des Buchs angenommen hat, schreibt die unerwartete Erfolgsgeschichte von "Life of Pi" fort. Bei Lee ist Martels Erzählung, die in einem indischen Zoo beginnt und in einer Küche in Montréal endet, in den denkbar besten Händen, denn Lee ist der einzige wirklich globale Geschichtenerzähler des Kinos. "Life of Pi": Ein Bestseller wird zu Bildern.
227 Tage ist der Jugendliche Pi - Suraj Sharma in seiner ersten Filmrolle - an Bord des Rettungsboots mit dem Tiger gefangen. Für Menschen bietet das Boot Wasser, Zwieback und ein Handbuch zum Überleben auf See. Aber für Tiger? Nur mit größter Schnelligkeit und Geschicklichkeit kann sich Pi ein eigenes Floß aus Rettungswesten und Proviant bauen, bevor er selbst zur Notration wird. So kann es nur wenige Tage weitergehen, denkt man, doch Pis Erfindungsreichtum reißt nicht ab. Er findet Nahrung und Schutz in allen Launen der Natur, fängt mit Eimern das Regenwasser zum Trinken auf und nutzt einen Schwarm fliegender Fische, um sich und den Tiger zu füttern.
Doch die Grenzen zwischen Mensch und Tier bleiben bestehen, immer wieder muss Pi seinen Lebensraum gegen den Tiger verteidigen. Der Kampf um Räume entwickelt sich so zum zentralen Thema des Films - auch auf der visuellen Ebene. Mit berückend schönen Bildern gelingt es Lee und seinem Cinematografen, sowohl das Gefühl der Enge auf dem Boot als auch der Weite auf dem Ozean zu vermitteln. Die Spannung zwischen beidem ist grandios. Wenn der Tiger mit seiner Pranke nach Pis Floß langt, ist die Kamera so nah dran, dass man es selbst als Bedrohung seines Rückzugsraums im Kinosaal empfindet. Gleichzeitig reißt es einem den Boden unter den Füßen weg, wenn die Kamera die Vogelperspektive einnimmt und zeigt, wie unter dem einsam im Meer schwimmenden Pi langsam das hell erleuchtete Frachterschiff in die Tiefe sinkt. Im Buch nimmt die Auseinandersetzung mit Religion und Spiritualität großen Raum ein. Diese Dimension fehlt auch im Film nicht. Pi wird als Hindu erzogen, wendet sich als Kind aber zugleich dem Katholizismus zu und begeistert sich zuletzt auch noch für den Islam. Nicht zuletzt sein Pantheismus ist es auch, der ihn Verantwortung gegenüber dem Tiger empfinden und ihn jede Anstrengung unternehmen lässt, auch dessen Leben zu retten. Das "Wie hast du's mit der Religion?" des Buchs ergänzt Ang Lees Film nun durch die Frage "Wie hast du's mit dem Wal, der plötzlich aus den Tiefen zum Sprung über das Rettungsboot ansetzt?".

 Zurück zur Übersicht